Die Veröffentlichung des Jahresberichts zur Polizeikriminalstatistik (SPK) durch das Bundesamt für Statistik (BFS) ist für Neuenburg Anlass, einen Bericht über die Kriminalitätslage im Kanton zu veröffentlichen. Für das Jahr 2024 verzeichnete der Kanton Neuenburg im Kontext eines allgemeinen Anstiegs auf schweizerischer Ebene (+8 %) einen moderateren Anstieg der Straftaten nach dem Strafgesetzbuch von 6 %. Die Zahl der gemeldeten Fälle sexueller und häuslicher Gewalt nimmt zu. Die Cyberkriminalität nimmt weiterhin zu (+21 %).
Der jährliche Bericht zur Polizeilichen Kriminalstatistik (PKV) präsentiert seit 2009 eine Analyse der Sicherheitslage in der Schweiz und ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit aller kantonalen Polizeien und des Bundesamtes für Statistik. Während im Jahr 2024 auf nationaler Ebene insgesamt ein Anstieg der Straftaten zu verzeichnen ist, wird der Kanton Neuenburg einen moderateren Anstieg verzeichnen. Der Kanton Neuenburg gehört zu den zehn Kantonen mit der geringsten Entwicklung.
Die Zahl der im Kanton im Jahr 2024 registrierten Straftaten gegen das Strafgesetzbuch beträgt 13.034, was einem Anstieg von 6 % gegenüber den 12.242 registrierten Straftaten im Jahr 2023 entspricht. Mit Blick auf die Zukunft bleiben diese Zahlen 10 % niedriger als diejenigen aus dem Jahr 2014, als 14.462 Straftaten registriert wurden.
Die Aufklärungsquote bei Straftaten nach dem Strafgesetzbuch bleibt im Kanton im Jahr 2024 stabil (45,7 % gegenüber 44,7 % im Jahr 2023) und liegt weiterhin über dem Landesdurchschnitt (37,7 %).
Profil der gewarnten Personen
Im Jahr 2024 wurden von der Polizei 2.890 Personen wegen Verstößen gegen das Strafgesetzbuch angeklagt, davon 79 % Männer und 21 % Frauen. Die minderjährigen Kinder (307) machen 10 % dieser Gesamtzahl aus. Von den Angeklagten sind 40 % Schweizer Staatsangehörige, 28 % haben einen ausländischen Wohnsitz, 14 % sind Asylsuchende und 18 % sind Ausländer auf der Durchreise oder in einer irregulären Situation.
Straftaten gegen das Erbe
Eigentum bleibt weiterhin das Hauptziel krimineller Handlungen und stellt 68 % der Straftaten nach dem Strafgesetzbuch dar, unabhängig davon, ob sie im physischen oder digitalen Raum stattfinden. Für diesen Bereich wird im Jahr 2024 ein moderates Wachstum von 3 % erwartet.
Von den 8.924 Straftaten gegen das Eigentum waren 4.269 Diebstähle, deren Volumen um 1 % zurückging. Die Zahl der gewalttätigen Raubüberfälle ist im Jahr 2024 zurückgegangen. Die Zahl der Raubüberfälle ist um 18 % zurückgegangen (58 im Jahr 2024; 71 im Jahr 2023), ebenso wie die Zahl der Handtaschendiebstähle mit einem Rückgang von 15 % (35 im Jahr 2024; 41 im Jahr 2023). Die Zahl der Einbrüche blieb stabil (536 im Jahr 2024; 530 im Jahr 2023).
Gewaltdelikte
Straftaten gegen die körperliche Unversehrtheit machen 7 % aller Fälle aus, Straftaten gegen die sexuelle Integrität 2 %.
Im Jahr 2024 wurden drei Tötungsdelikte im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt begangen: Im ersten Fall nahm ein Mann seiner Frau und ihrer Tochter das Leben, bevor er sich aufgrund finanzieller Schwierigkeiten das Leben nahm; Im anderen Fall tötete der Täter seine Frau, bevor er Selbstmord beging.
Insgesamt ist bei den Gewalttaten ein Anstieg von 6 % (+72 Fälle) zu verzeichnen.
Nach mehreren Jahren des kontinuierlichen Rückgangs stiegen die Fälle häuslicher Gewalt zwischen 2023 und 2024 um 40 % (700 Straftaten im Jahr 2024 gegenüber 501 im Jahr 2023). Mit dieser Entwicklung nähert man sich wieder dem Niveau des Kantons aus dem Jahr 2017 (779 Delikte) an.
Nach einem Rückgang im Jahr 2023 verzeichnen Straftaten gegen die sexuelle Integrität einen starken Anstieg (+47 %). Insbesondere die Zahl der Vergewaltigungsfälle wird deutlich zunehmen, von 25 Fällen im Jahr 2023 auf 48 im Jahr 2024.
Dieser Anstieg der häuslichen und sexuellen Gewalt lässt sich eher auf eine Zunahme der der Polizei gemeldeten Fälle zurückführen als auf eine Zunahme des Phänomens selbst. Der Anstieg der Anzeigezahlen bei der Polizei ist sicherlich das Ergebnis einer Form der Meinungsfreiheit in unserer Gesellschaft sowie der vom Kanton aktiv betriebenen Präventions- und Aufklärungspolitik. Der Bekämpfung dieser Gewalt wird im Rahmen des Gesetzgebungsprogramms mit zahlreichen Maßnahmen nachhaltige Aufmerksamkeit gewidmet.
Betrug im digitalen und physischen Bereich
Die Cyberkriminalität nimmt weiterhin zu und die Täter legen bei der Entwicklung von Online-Betrugsmaschen immer mehr Kreativität an den Tag. Es wird erwartet, dass der Anlagebetrug im Internet um 77 % zunimmt (46 im Jahr 2024; 26 im Jahr 2023). Dasselbe gilt für Liebesbetrug und gefälschte internationale Überweisungsaufträge (CEO-Betrug), die um 114 % (30 im Jahr 2024; 14 im Jahr 2023) bzw. 125 % (18 im Jahr 2024; 8 im Jahr 2023) zunehmen. Der Gesamtschaden durch Cyberkriminalität, der im Kanton Neuenburg im Jahr 2024 registriert wurde, beträgt 7,8 Millionen Franken, was einem Anstieg von 15 % gegenüber 2023 entspricht. In diesem Bereich erweisen sich Präventionsbemühungen auf kantonaler und nationaler Ebene als unerlässlich, insbesondere um die Öffentlichkeit bei Massenangriffen oder der Entstehung neuer Vorgehensweisen zu informieren.
Im Vergleich zu den klassischen Betrügereien haben die Phänomene der „falschen Polizisten/Banker/Neffen“ in der Region und in der Romandie erhebliche Schäden verursacht. Besonders betroffen sind ältere Menschen, der Schaden beträgt im Kanton mehrere Hunderttausend Franken. Trotz zahlreicher Präventionskampagnen, Festnahmen der Täter und erheblicher Medienberichterstattung bestehen diese Fälle weiterhin. Die Neuenburger Polizei wird ihre Anstrengungen in diesem Bereich und in der Prävention im Allgemeinen im Jahr 2025 verstärken.
Text- und Bildquelle: Kantonspolizei Neuenburg